Nicht schlank? Na und!

Weg vom Diätfrust und einfach gut leben


Ein Kommentar

Gewichtsdiskriminierung im Kindes- und Jugendalter und die Folgen – eine Arbeit mit Irrtumsfaktor

„Ein weiterer Befund der ersten  Untersuchung zeigte erwartungsgemäß, dass Kinder und Jugendliche, welche häufig aufgrund ihres Gewichts gehänselt wurden, signifikant mehr Körperunzufriedenheit, Depressivität sowie ein gestörtes Essverhalten berichteten ls selten gewichtsbezogen diskriminierte Kinder und Jugendliche. Zudem konnte gewichtsbezogene Diskriminierung als starker Prädiktor in der Vorhersage von gestörtem Essverhalten und Depressivität identifiziert werden.“ (S. 25)

Zu diesem eigentlich logischen Schluss kommt eine Dissertation mit dem Titel „Gewichtsbezogene Diskriminierung im Kindes -und Jugendalter   Biopsychosoziale Einflussfaktoren auf allgemeine und Essstörungspsychopathologie“ von Svenja Kräling, die damit 2012 den Doktor für Naturwissenschaften im Fachbereich Psychologie an der Philipps Universität Marburg erlangte. Die vollständige Arbeit kann hier nachgelesen werden. (auch in Englisch).

Jeder, der als Kind oder Jugendlicher dick gewesen ist, weiß wie schmerzhaft und verletzend die Kränkungen Gleichaltriger und von Erwachsenen sind und was diese Verletzungen anrichten können.  Nun hätte ich mir von Frau Dr. Kräling gern den Schluss gewünscht, dass man das Problem mit der Beseitigung der Diskriminierung angehen sollte, dass man den Druck von den Kindern und Jugendlichen nehmen sollte.

Doch schon weiter oben (S. 15) zeigt sich, dass Frau Dr. Kräling nicht anders denkt als unzählige Wissenschaftler vor ihr.

„Übergewicht und Adipositas stellen Risikofaktoren für die physische wie psychische Gesundheit dar. Dies gilt bereits für übergewichtige Kinder und Jugendliche, welche in besonderem Maße unter den psychischen Folgen des Übergewichts und der daraus resultierenden gewichtsbezogenen Diskriminierung leiden.“

Damit ist der Ball nicht bei der Gesellschaft, bei den Medien, bei denen, welche diskriminieren, sondern wieder zurück bei den Opfern. Nicht die Wertung von Übergewicht verursacht das Leid, sondern das Übergewicht selbst gehört bekämpft (und wer das nicht tut, ist sozusagen selber schuld daran, was ihm wiederfährt). Es liest sich, wie die Empfehlung zur nächsten Diät, zur nächsten Adipositasoperation.
Schade, dass ein so wichtiges Thema wieder durch diese Auslegung erneut in den ausgetretenen Pfaden versandet und sich niemand berufen fühlt, den Stier, die Diskriminierung per se an den Hörnern zu packen.